Die berühmt-berüchtigte Seetalbahn - die Lenzburg mit Luzern verbindet
- bringt uns über Seon - Hallwil nach Boniswil. Links bereitet sich der Hallwilersee,
- mit Meisterschwanden und Fahrwangen am gegenüber liegenden Ufer - aus. Die
sanft ansteigenden Hügel zu unserer Rechten erfreuen uns mit zahlreichen schönen
Gärten, Matten und erstaunlich vielen alten Obstbäumen. Zur Zeit der
Frühjahrsblüte präsentiert sich dieser Landstrich besonders eindrucksvoll.
Nach dem grossen Dorf Beinwil am See sind es nur noch wenige Minuten bis Mosen
am Ende des Sees (458 m.ü.M.). Nun beginnt der Anstieg, dem Ausläufer
des Erlosen entlang zum kleinen Dorf Schwarzenbach - mit seinen etwas über
200 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden im Kanton Luzern, aber immerhin mit
eigener Schule, Dorfkirche und Restaurant (662 m.ü.M). Südöstlich
des Dorfes folgen wir dem Wegweiser Beromünster. An den Weilern Schürhof
und Adiswil vorbei, mit teils imposanten Scheunen und Bauernhäusern, erreichen
wir bald die Wyna. Sie fliesst an Beromünster vorbei durch Menziken-Reinach
und mündet dann nördlich der Kantonshauptstadt Aarau in die Aare. Eingebettet
in eine sanfte Hügelwelt liegt Beromünster, vor über 1000 Jahren
von den Lenzburgern als klösterliches Stift gegründet. Bevor wir uns
zum Mittagessen in die "Sonne" begeben, bleibt noch ein wenig Zeit um
uns den "Flecken" Beromünster mit seiner berühmten Stiftskirche,
der Pfarrkirche St. Michael und der Hauptstrasse mit markanten Bürgerhäusern,
anzusehen.
Das Chorherrenstift wurde wohl im 10 Jh. durch den Grafen namens
Bero als Grablege der Aargauer und später Lenzburger Grafen gegründet.
Die lockere Gruppe der Stiftsbauten des 16.-18. Jh. kontrastiert mit dem regelmässigen
Strassenbild am Fuss des Stiftshügels. Die Stiftskirche St. Michael wurde
um 1030 als Säulenbasilika erbaut, Ende 17. Jh. durch Kaplan Jeramis Schmid
erstmals und 1773-75 ein zweites Mal barockisiert. Der Turm gehört dem 13.
Jh. an. Die ursprünglich frühromanische Anlage ist noch am Aussenbau
erkennbar, die Krypta ist eine Sonderform des Stollentyps. Von der Ausstattung
zu nennen ist das Renaissance - Chorgestühl von 1601-10. Im Kirchenschatz,
einem der reichsten des Landes, u.a. ein silberner Buchdeckel eines Evangelistars
aus dem frühen 14. Jh.
Das sogenannte Schloss, heute Heimatmuseum, ist ein mittelalterlicher Wohnturm
des 14. Jh. In der hier eingerichteten Druckerei des Helias Helie (eine Büste
von ihm ist vor dem Museum) entstand um 1470 der älteste datierte Schweizer
Druck, ein theologisches Wörterbuch. Weiter natürlich die Stiftsbezirk
bildenden Häusern, der Prostei, Kustorei und der sogenannten Pfrund- oder
Chorherrenhäuser.
Kopp, Joseph Eutych (1793-1866), Schweizer Schriftsteller, Philosoph,
Politiker und Historiker. Kopp wurde am 25. April 1793 in Beromünster geboren.
Humanistisch gebildet und ein vorzüglicher Kenner der alten Sprachen, wirkte
er zeitlebens als Lehrer, zuletzt am Lyceum in Luzern. Politisch war er aktiv gegen
die Befürworter eines katholischen Sonderbundes, zunächst als Abgeordneter
des Großen Rates von Luzern (1828-1831), dann als Mitglied des Verfassungsrates
(seit 1831) und als Regierungsrat für das Erziehungswesen (1841-1845). Zugleich
legte Kopp ein umfangreiches dichterisches Werk vor. Bedeutsamer noch war sein
Wirken als Historiker, der sich vor allem mit der eidgenössischen Geschichte
befasste: Kopp gelang auf Grund der Auswertung von Urkunden und anderen Quellen
der Nachweis der Legendenhaftigkeit des Tell-Mythos - dargelegt in seinem Hauptwerk
Geschichte der eidgenössischen Bünde (12 Bde., 1845-1882) -, wodurch
er sich die Feindschaft patriotischer Kreise in der Schweiz zuzog. Kopp starb am
25. Oktober 1866 in Luzern.
Doch wenden wir uns nun den kulinarischen Freuden zu. Im Gasthaus "Sonne"
erwartet uns ein gutbürgerliches Mittagessen mit
Suppe
grossen Salat
Schweinsbraten
Kartoffelstock und Gemüse
(CHF 19.50).
Frisch gestärkt wenden wir unsere Schritte durch das Stiftskirchenareal den
Gehöften Erlosen entgegen. Noch nehmen wir einen letzten Blick zurück
über das einmalige Ortsbild Beromünster und rechter Hand kommt der Turm
des alten Landessenders ins Blickfeld. In gemächlichem Tempo steuern wir nun
Richtung "Chegelwald", links und rechts währschafte Bauerhöfe,
zur Linken in der Talsenke ist Neudorf. Durch den Eichenwald und Morentalerwald,
die beide Spuren des verheerenden "Lothar-Sturms" vom 26. Dezember 1999
aufweisen, gelangen wir zum St. Niklausenkäppeli, einer schönen alten
Wegkappelle. Dem Wald entlang erreichen wir den vor einigen Jahren auf dem Gebiet
von Hildisrieden entstanden Golfplatz "Sempachersee". Und tatsächlich,
rund 200 Meter unter uns erstreckt sich der See mit dem gleichnamigen Städtchen
an seinem Ufer. Wenn uns genügende Zeit bleibt, machen wir einen Abstecher
hinunter zur Schlachtkapelle, die zum Gedenken an die "Schlacht von Sempach"
1386 schon kurz nachher errichtet wurde. Wenn nicht, lenken wir unsere Schritte
mitten durch den Golfplatz ins Dorf Hildisrieden. Aber zuerst geniessen wir noch
den Ausblick in die Innerschweizer Berge, die sich von hier aus besonders eindrücklich
präsentieren. Das Kursauto bringt uns über Rothenburg - Emmenbrücke
nach Luzern.