Wanderbeschrieb:
1. Tag
Samstag
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Nach
einer Fahrt durch das Greyerzerland erreichen wir das Feriendorf Moléson-Village
(1132 m). Hier werden wir von unserem guten Geist, Willy Müller, empfangen, der
unser Hotelgepäck zu unserer Erleichterung in seinen Wagen verstaut und zu unseren
Hotels bringt. Es versteht sich von selbst, dass wegen dem begrenzten Raumangebot der
Überseekoffer, wie bei unserer Tessiner Wanderung im vorigen Jahr, zu Hause bleiben
muss. Mit einer modernen Standseilbahn geht es hinauf nach Plan Francey (1517 m).
Je nach Wetter und Sicht erweitern wir unsere Fernsicht mit einem Abstecher mit der
Seilbahn zur Bergstation Moléson (2002 m). Hier geniessen wir bei gutem Wetter
eines der grossartigsten Panoramen der Westschweiz. Nach einer Kaffeepause lassen wir
den steilen, glitschigen Weg beiseite, schonen unsere Knie und gondeln mit der Seilbahn
zurück auf die Alpe Plan Francey (1517 m).
A Moléson

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Dans la Suisse, y a une montagne,
Des plus hautes, des plus belles
Si vous avez encore bon pied,
Prenez la peine de monter à Moléson, à Moléson.
Ref: La ridi i di i di ila, la ridi i la
La ridi i di i di i di i di i la, la ridi i di i o.
De là-haut, cent lieu's à la ronde,
On y voit le vaste monde
Et l'on entend sur les collines
Les clochettes argentin's, à Moléson, à Moléson.
Ref: La ridi i di i di ila, la ridi i la
La ridi i di i di i di i di i la, la ridi i di i o.
Il y croît les fleurs des vanils,
De gros chardons et des myrtill's,
Du bois-gentil et des noisettes,
Des rhodos et des clochettes, à Moléson, à Moléson.
Ref: La ridi i di i di ila, la ridi i la
La ridi i di i di i di i di i la, la ridi i di i o.
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Unsere
Wanderung beginnt auf sanften Alpenwegen vorbei an "Buvette et fromagerie"
von Petit Plané und Gros Plané. Wir können der Versuchung einzukehren
nur schwer widerstehen. Begleitet und belohnt werden wir dafür mit einer herrlichen
Sicht hinunter auf den Greyerzersee umrahmt rechts von den Freiburger Bergen und links
von der Jurakette. An etwas verwaist scheinenden Alphütten mit ihren obligatorischen
ausgetretenen Viehpfaden vorbei führt der Weg hinauf zu Belle Chaux. Ganz in deren
Nähe kehren wir in die Buvette et fromagerie d'alpage "Le Vuipay" (Tel.
021 / 948 04 32 François et Bernadette Liaudat) zum Mittagessen ein. In der
gemütlichen Stube (Terrasse?) findet man auf der Speisekarte - typisch für
diese Region - diverse Croûtes au fromage. Von weitem winken unten unsere beiden
Hotels zu. Davon trennt uns nur noch eine Stunde Fussmarsch. So kraxeln wir hinab zum
Flüsschen Veveyse de Châtel das bei der gegenüberliegenden Dent de
Lys entspringt. Bekannt wurde dieser Berg mit der umstrittenen päpstlichen Seligsprechnung
(vollzogen 1995) der Marguerite Bays von Siviriez mit dem Seilwunder vom Dent de Lys.
Erst vor einigen Monaten ist die Kapelle von Weihbischof Pierre Bürcher im Beisein
von 700 Pilgern eingeweiht worden. Unten angelangt, führt der Weg für die
eine Gruppe dem Wasser entlang ins Dorf Les Paccots zum Hotel Corbetta, für die
Anderen geht es nun hinauf zum Lac des Joncs zur gleichnamigen Auberge du Lac des Joncs.
Am Abend werden sich aber die beiden Gruppen zum gemeinsamen Nachtessen in der Auberge
du Lac des Joncs wieder einfinden.
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Wanderbeschrieb:
2. Tag
Sonntag
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Nach dem Frühstück deponieren wir beim Hotel unser
Hotelgepäck, das dann von unserem guten (Gepäck-) Geist wieder abgeholt wird.
Für einmal können wir die Wanderschuhe im Gepäck lassen. Die heutige
Herbstwanderung durch das Weinbaugebiet des Lavaux über dem Genfersee ist problemlos
auch in Turnschuhen oder leichten Wanderschuhen zu absolvieren, denn der Wanderweg
führt uns abseits der Strasse, doch meist auf asphaltierten Flurwegen durch die
Reben.
Um 9:15 Uhr erwartet uns der Bus nach Châtel-St-Denis. In Châtel-St-Denis
wechseln wir den Bus Richtung Vevey, der uns nach Jongny bringt. Auch wenn die Weinlese
zum grossen Teil schon abgeschlossen sein wird, das Thema "Reben" begleitet
uns den ganzen Tag. Oberhalb Vevey starten wir unsere Wanderung Richtung St-Saphorin.
Hinter uns liegen die durchaus städtisch wirkende Agglomeration von Vevey-Montreux.
Die beiden Ortschaften, durch den Bauboom der letzten Jahrzehnte zu einer einzigen
Siedlung zusammengewachsen, dominieren das obere Seebecken. Bereits im letzten Jahrhundert
begann der Aufschwung, als das milde Klima der Waadtländer Riviera von ausländischen
Kurgästen (vorwiegend von Engländern) entdeckt wurde. Dabei griffen die Gesundheitssuchenden
jener Zeit auch zu den Früchten der Gegend. Herbstliche Traubenkuren waren grosse
Mode. Ausser für ihre Trauben war die Region auch für ihre heilkräftige
Luft bekannt. In der Tat erholten sich zahlreiche Lungenkranke von ihrem Leiden, sei
es bei einem Aufenthalt in Seenähe, sei es in einer Höhenstation wie Les
Avants ob Montreux oder Mont Pèlerin ob Vevey.
Nach einer Wanderstunde erreichen wir das Winzerdorf St-Saphorin. Der Ortsname erinnert
an den heiligen Symphorius, wurde im frühen Mittelalter gegründet, nachdem
eine Flutwelle (563 durch einen Bergsturz ausgelöst) das benachbarte Städtchen
Glérolles zerstört hatte. Vor Rivaz erblicken wir das Schloss Glérolles
am Seeufer. Wenn auch nicht so bekannt wie Schloss Chillon weiter seeaufwärts,
wurde Glérolles im 12. Jahrhundert aus dem gleichen Grund erbaut. Es hatte den
wichtigen Uferweg Richtung Wallis zu bewachen. Beim Einmarsch der Berner 1536 musste
es sich, wie auch Chillon, den Eindringlingen ergeben. Heute befindet sich Glérolles
in Privatbesitz, während Chillon dem Publikum zugänglich ist und sich zur
bedeutendsten Touristenattraktion am oberen Genfersee entwickelt hat.
Das Winzerdorf Rivaz liegt rund 60 Meter über dem Seespiegel, ist umgeben von
Rebbergen und fällt durch seine kompakte Bauweise auf. Hier wurde kein Platz verschwendet,
die Rebfläche hat offensichtlich Vorrang. Rivaz trägt im Dorfnamen eine Erinnerung
an die Römerzeit. Ripa bedeutet im Lateinischen "Ufer", und Ripa hiess
der Ort auch noch 1141, als er erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde. Bis zum
Ende der bernischen Herrschaft gehörte Rivaz zur Gemeinde St-Saphorin. Seit 1798
bildet der Ort ein eigenes Gemeindewesen und zwar mit 28 Hektaren Fläche das kleinste
des Kantons Waadt. Bei der Anlage von Weinbergen wurden versteinerte Pflanzenreste
aus der Tertiärzeit gefunden. Die Abdrücke von Palmen- und Lorbeerblättern,
jetzt im Naturmuseum Lausanne zu besichtigen, beweisen, dass schon vor rund 20 Millionen
Jahren in dieser Gegend ein besonders mildes Klima herrschte. Weiter geht es durch
den "Lavaux". Doch zum waadtländischen Bezirk gehört nicht nur
die Steilküste über den Lac Léman, wie der Genfersee hier genannt
wird, sondern auch das Hinterland bis zum bewaldeten Hügelzug des Jorat, wo statt
Reben Gras und Getreide wachsen. Doch wenn man vom Lavaux schwärmt, ist die grösste
zusammenhängende Weinbaulandschaft der Schweiz mit 800 Hektaren Rebfläche
gemeint. Gar verlockend präsentieren sich die Reben in Griffnähe. Doch Selbstbedienung
bleibt dem Wanderer verwehrt. Gegen stibitzende Vögel gehen die Winzer mit List
vor. Reflektierende Bänder, Knallkörper, Netze oder - auf der Höhe unserer
Zeit - Lautsprecher, die elektronisch erzeugte Warnrufe verbreiten, sollen sie vertreiben.
Vor unserer Weindegustation im Dörfchen Epesses geniessen wir den atemberaubenden
Ausblick mit dem schier unermesslichen Wasserbecken und im Vordergrund die Reben, Stolz
und Einkommensquelle der Weinbauern. Wer zu dieser Zeit in den Reben arbeitet, findet
freilich kaum Musse zum betrachten des Panoramas. Herbst bedeutet für jedes Rebgebiet
Hochbetrieb, besonders für die grossflächigen Lagen hier am Lac Léman,
wo helfende Hände aus halb Europa im Taglohn rastlos tätig sind. Angebaut
werden hauptsächlich weisse Trauben, aus denen der Dorin mit den Bezeichnungen
Dézaley und St-Saphorin entstehen. Daneben gibt es als Spezialität den
leichten roten Gamay d'Epesses. Obwohl jeder Weinbauer auf eigene Rechnung arbeitet,
ist das Winzerwesen genossenschaftlich organisiert. So darf niemand mit der Weinlese
beginnen, bevor die Traubenernte offiziell freigegeben ist. Der Beginn richtet sich
nach dem Reifegrad (also dem Zuckergehalt des Traubensafts), der vom Witterungsgang
abhängt. In der Regel setzt im Lavaux die Lese in der ersten Oktoberhälfte
ein. Während der Wochen zuvor sind die Reben ausgelaubt worden. Man hat einen
Teil des Blattwerks entfernt, damit die Trauben an den Stöcken mehr Sonne erhalten
und nach Regengüssen rasch wieder trocknen. 25 Jahre alt wird ein Rebstock im
Durchschnitt. Damit regelmässige Verjüngung statt findet, muss der Weinbauer
jedes Jahr vier Prozent seiner Pflanzung erneuern. Wie schon angekündigt nehmen
wir unser Apéro in einem kleinen Weinkeller zu uns. Auch wenn es sicher für
alle eng sein wird in diesen kleinen Räumen, mit der intimen Atmosphäre,
dem Geist der Vergangenheit, den Erklärungen der Winzerin Madame Dubois über
Reben und deren Saft und natürlich der Degustation der Weine dieser Region (doch
bitte mit Mass!), wird diese Stunde für uns ein bleibendes Erlebnis werden.
Nur der Hunger wird uns weiter fort treiben, hinunter zum See entlang dessen Ufer zum
Dorfe Cully. Aber Oh, viele der Restaurants sind in der Nachsaison bereits geschlossen,
lassen wir uns überraschen in der einfachen "La Petit Auberge" (Tel.
021 799 25 90 Orham Yilmaz). Nach dem Essen geht es für die Verdauungsschritte
nochmals während 3/4 Stunden durch die Rebhänge zur Bahnstation Villette.
Da man von dieser Gegend nie genug bekommen kann, nehmen wir den Zug zurück nach
Vevey damit wir die Gelegenheit nicht verpassen, mit dem legendären "Train
des vignes", von Vevey hinauf nach Puidoux-Chexbres durch das Weingebiet zu fahren.
Schauen wir nochmals zurück. Nimmt doch am späten Nachmittag der Himmel eine
intensivere Blaufärbung an und auch der See passt sich an, während die Savoyer
Alpen schon im Schatten liegen und den Horizont wie eine dunkle Mauer begrenzen. Die
Strecke misst nur sieben Kilometer, zählt aber mit 40 Promille Steigung zu den
steilsten Normalspurbahnen der Schweiz. Übrigens liegt ganz in der Nähe eine
weitere eisenbahntechnische Sehenswürdigkeit mit der dampfbetriebenen Museumsbahn
Blonay-Chamby. Nochmals in Puidoux-Chexbres ein kurzes Umsteigen nach Palézieux,
um vor unserem Heimantritt unsere sieben Sachen von unserem guten (Gepäck-) Geist
wieder in Empfang zu nehmen.
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