
le Gore-Virat




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Mit dem IC fahren wir 8.04 nach Solothurn; im Spettacolo genehmigen
wir uns den obligaten Kaffee-Gipfeli-Halt.-
Café Spettacolo
Frau A.Rupp
Tel. 032-623.08.73
Schon bald bringen uns die roten Wagen der Solothurn - Moutier
Bahn zum kleinen Bahnhof Corcelles. 655 m.
Schon vor 10 Uhr
kann die Wanderung losgehen. Wir haben zwei Varianten: rechterhand einer Linden
Allee entlang hinauf zum Reiterhof Raimeux de Corcelles. Bei schönem Wetter
nehmen wir den spektakulären Weg hinauf zur Schlucht Gore - Virat. Von
der Wand des Roches du Droit lassen wir uns nicht abschrecken; sondern geniessen
die einmalige Atmosphäre und den Reiz den die Schlucht mit ihren Wasserfällen
und Stegen ausübt.
Der Mont Raimeux erstreckt sich von Moutier bis
nach Corcelles - eine typische Jura-Berglandschaft mit Weiden, Hecken, Tannen,
ab und zu einem kleinen Weiler. Und: Der Raimeux will erwandert werden. Wohl
führt eine befahrbare Naturstrasse nach oben, aber die Sehenswürdigkeiten
auf dem Weg hinauf liegen woanders: Im "Gore Virat", einer Schlucht
mit Holzbrücken, bizarren Wasserfällen und eindrücklichen Felsen.
Sie stellt zwar durchaus Ansprüche an die Kondition, kann aber problemlos
"bezwungen" werden. Bereits am kleinen Bahnhof zeigt ein gelber Wegweiser,
wo es durchgeht: "Toutes directions". Erst ein paar hundert Meter
weiter, mitten im Dorf, gilt es, sich zu entscheiden - auf den Raimeux führen
viele Wege. In "le Gore Virat" führt nur einer. Und ein rustikaler
hölzerner Wegweiser informiert den Wanderer bereits hier, dass ganz oben
auf dem Berg eine Beiz auf ihn wartet. Vorerst gehts aber bergauf, und zwar
recht zünftig. Kaum hat man das Dorf hinter sich gelassen, kommt man in
den Wald, wo weit unten ein Bach rauscht, und wo die Temperatur merklich sinkt.
Auch im Herbst ist die Abkühlung willkommen, denn der Aufstieg ist mitunter
schweisstreibend. Nicht nur deswegen lohnt es sich, etwas langsamer zu gehen:
Überall gibt es etwas zu entdecken. Die Fliege im Netz etwa, um die sich
zwei Spinnen streiten, eine grazile Glockenblume, die aus der Felsspalte hervorlugt,
die vielen Pilze, die in der feuchten Schlucht massenhaft aus dem Boden schiessen.
Und dann, weiter oben, wirds richtig spektakulär. Mit Getöse stürzt
sich ein veritabler Wasserfall über die Felsen. Und dies tut er offenbar
schon lange: Tiefe Rinnen hat er in den Stein gefressen, und noch tiefere Becken,
die zum Baden einladen würden, wäre das Wasser nicht so eisig kalt.
Zwei Brücken spannen sich übers Wasser, von der unteren zur oberen
gelangen die Wagemutigeren über den "alten Weg". Dieser führt
neben dem Wasserfall durch die Felsen, und dank Eisenstäben, die in regelmässigen
Abständen als Haltegriffe aus dem Felsen ragen, ist der Aufstieg eigentlich
ungefährlich. Trotzdem wird sich die Mehrheit der Wanderer an den normalen,
stellenweise sumpfigen Weg halten, der sich durch den Wald hinaufschlängelt.
Gute Schuhe sind hier von Vorteil. Überall quillt Wasser aus dem Berg.
Und irgendwo, mitten in den Felsen, gibt eine alte Türe aus Eisen, die
schief in ihrem Rahmen hängt, Rätsel auf. Ein Augenschein bringt
die Lösung: Hinter dem eisernen Tor verbirgt sich ein verrosteter Mechanismus
einer Wasserfassung, längst nicht mehr in Betrieb, dafür eine umso
geheimnisvollere Aura verströmend. Das letzte Stück ist nochmals
steil - bald sind aber die Felswände in Sichtweite, die den "Gipfel"
ankündigen. Gipfel ist hier zwar das falsche Wort: Kaum ist die letzte
Steigung überwunden, wirds unvermittelt flach. Der Wanderer ist umgeben
von saftigen Wiesen und Glockengebimmel. Und ein paar hundert Meter weiter
links wartet immer noch die Beiz, das Restaurant Raimeux.
Nun sind wir doch froh den schweisstreibenden Aufstieg hinter
uns zu haben. Auf der Hochebene geht's nun zum nur wenige hundert Meter entfernten
Hof der Familie Rohrer. Im gemütlichen Bauernrestaurant erwartet uns ein
feines Mittagessen. |