Auf den Spuren des Rhonegletschers im Mittelland

Samstag 29. April 2000


von Riedtwil nach Subingen

Kurzbeschrieb:

Dies ist eine Landschaft, die uns etwas zu erzählen hat. Hier sind auf knappem Raum Elemente aus der ganzen Schweiz zu finden, mit Ausnahme vielleicht des Tessins. Unser Startort Riedtwil zum Beispiel liegt im Unteremmental. Steigt man aus dem Bus beim Bahnhof, befindet man sich in der typischen Hügellandschaft, wie sie Jeremias Gotthelf und Simon Gfeller beschrieben.

Regenhalde im Sonnenschein

Von der Bahnstation Riedtwil - Seeberg aus führt der Wanderweg zuerst auf der Westseite der Bahnlinie dem Flüsschen Önz entlang nach Norden. Lebhafter Betrieb herrscht auf dem Schienenstrang; es ist die Hauptachse St. Gallen - Zürich - Bern - Genf. Die Kantonsstrasse, die parallel zur Eisenbahn verläuft, wird weniger stark befahren. Der Durchgangsverkehr rollt acht Kilometer weiter im Westen auf der Autobahn. Und dazwischen liegt die idyllische Insel von Steinhof.

Die Idylle will verdient werden. Auf uns wartet der einzige Anstieg des Tages. Hundert Höhenmeter sind zu überwinden. «Rägenhaulen», also Regenhalde, heisst die wetterexponierte Flanke des Hügels von Steinhof. Wenn wir unterwegs sind, scheint natürlich die Sonne. Aber vielleicht ist im Wald der schwere Boden vom letzten Frühlingsregen noch feucht. Wer die Wanderung mit Stoffschühlein angetreten hat, ist selbst schuld. Bevor uns der Wald aufnimmt, noch ein Blick zurück. Wie konnte ein so bescheidenes Gewässer wie die Önz ein derart breites Tal schaffen? Hier stossen wir auf ein Thema, das uns auch später noch beschäftigen wird: die Eiszeit. Vor mehr als 10'000 Jahren war das Klima deutlich kälter als heute. Aus den Alpen stiessen zu wiederholten Malen Gletscher bis weit ins Mittelland vor. Jetzt sehen wir ein solches Andenken an die Eiszeit: Das Tal der Önz wurde beim Abschmelzen der Gletscher durch reissende Schmelzwasserströme ins damals noch unwirtliche und kahle Gelände gegraben. Welch ein Kontrast zur heute im Sonnenlicht strahlenden, frühlingsgrünen Landschaft!

Schwergewichtige Gäste aus dem Wallis

Eine Viertelstunde später haben wir die Anhöhe von Steinhof erreicht. Das rot-weisse Kantonswappen auf dem Wanderwegzeichen hat den Berner Bären abgelöst und zeigt, dass wir uns nun im Solothurnischen befinden. Trotz seiner isolierten Lage ist der Weiler Steinhof seiner Riesenfindlinge wegen bekannt geworden. Wie schlafende Ungetüme aus der Urzeit liegen sie da, diese Zeugen der Eiszeit. Woher die Steinblöcke wohl stammen mögen, die bei der Gletscherschmelze auf aussichtsreicher Anhöhe liegenblieben? Am Südhorizont zeigt sich, bei klarem Wetter wunderschön zu erkennen, das Panorama der Berner Alpen mit dem «Dreigestirn» Eiger, Mönch und Jungfrau. Ob die Steine von Steinhof ursprünglich von dorther stammen? Nein, die Geologen zeichnen ein anderes Bild. Gesteinsuntersuchungen haben erwiesen, dass die Riesenfindlinge, die da vor uns aufragen, aus dem Wallis kommen. Herantransportiert hat sie der Rhonegletscher, zur Eiszeit der mit Abstand grösste Gletscher der Schweiz. Über dem heutigen - damals natürlich zugefrorenen - Genfersee bog er nach Nordosten und bedeckte das ganze Mittelland bis in die Gegend von Wangen an der Aare. Dort, etwa zehn Kilometer nördlich von unserem Standort, sind seine Endmoränenwälle noch deutlich sichtbar.

Die Findlingsgruppe von Steinhof bildet einen idealen Rastplatz. Kinder und die, die ihre Kindheit noch nicht ganz abstreifen konnten, werden der Versuchung kaum widerstehen können, ihre Kletterkünste an den hierher verschleppten Walliser Felsbruchstücken auszuprobieren. Nicht ganz leicht zu bezwingen ist die Grosse Fluh, mit 1200 Kubikmetern Rauminhalt und 3500 Tonnen Gewicht der grösste Findling im ganzen Mittelland.

Woher die kleinen Kinder kommen

Beide Brocken, die auf dem Rücken des Rhonegletschers eine Reise von nahezu 200 Kilometern hinter sich gebracht hatten, spielen in der Volkskunde eine Rolle als Kindlisteine. Früher erzählte man sich in dieser Gegend, die Säuglinge würden unter Felsblöcken wachsen und müssten dann, wenn die Zeit gekommen sei, von den Müttern hervorgegraben werden - eine Erklärung, die mindestens so originell ist wie jene vom Klapperstorch.

Möglicherweise bewahrte dieser Volksglaube die Riesenfindlinge bei Steinhof vor dem Verschwinden. Im letzten Jahrhundert wurden nämlich überall im Mittelland zahllose Blöcke in Stücke gesprengt; daraus gewann man Baumate-rial, und gleichzeitig kam man zu neuem Kulturland. Das Verschwinden dieser Eiszeitzeugen gab den Anstoss zu ersten naturschützerischen Aktionen. Heute sind die meisten Findlinge unter Schutz gestellt, so auch die bemerkenswerten Blöcke an unserer Wanderroute.

Die heute rund hundert Seelen zählende Gemeinde Steinhof kam 1466 mit der Herrschaft Äschi zu Solothurn. Dort ist sie seither geblieben. Während die bernischen Unteremmentaler und Oberaargauer ringsum bei der Reformation von 1528 zum protestantischen Glauben übertraten, blieben die «Insulaner» von Steinhof ihrer katholischen Konfession treu. Davon zeugt die Innenausstattung des schmucken Kirchleins, in dem bis weit in den Frühling hinein Winterkühle herrscht.

In Steinhof spricht man einen Dialekt, der sich in Einzelheiten von der Umgangssprache der Nachbardörfer unterscheidet. Dies ist offenbar eine Folge der Zugehörigkeit zu einem anderen Kanton, aber auch der isolierten Lage auf dem aussichtsreichen Plateau zuzuschreiben. Auf ihre Riesenfindlinge sind die Einwohnerinnen und Einwohner stolz.

Burgäschisee

Weiter geht es zum Burgäschisee, anderthalb Kilometer weiter im Westen. Das nahezu runde Gewässer, von der Kantonsgrenze entzweigeschnitten, zog in vorgeschichtlicher Zeit Pfahlbauer an. Reste ihrer Ufersiedlungen samt aufgefundenen Waffen und Geräten erzählen vom einfachen, naturverbundenen Dasein unserer Vorfahren. Der Burgäschisee ist ebenfalls ein Andenken an die Eiszeit. Als der Rhonegletscher zurückschmolz, blieb hier eine Linse von Toteis liegen. Schliesslich taute auch sie weg, und die Vertiefung füllte sich mit Wasser. Am Burgäschisee finden wir einen schönen Rastplatz und nicht weit davon das Fischlokal "Seeblick am Burgäschisee" für unsere Mittagspause.

Restaurant:Seeblick
Largiader Bruno (-Stampfli)
Hauptstr. 26
4556 Aeschi SO

Tel. *062 961 11 65

Anschliessend führt die Route dem See entlang, durch Wälder und Frühlingsmatten und an den frisch bestellten Äcker vorbei. Bei den behäbigen Einzelbauernhöfen begrüssen uns die Berner Sennenhunden laut und freudig. Das solothurnische Dorf Oekingen lassen wir links liegen und folgen entlang dem nicht minder romantischen Flüsschen Ösch.Im Dörfchen Subingen erwartet uns der Bus Richtung Solothurn.

         

Besammlung:

Samstag, 29. April 2000  Hauptbahnhof Zürich 8.10 Uhr
                   vor dem Geleise 16                         

Leiter:

Gerd Müller e-mail: gerd_mueller_meilen@compuserve.com

                    

Wanderzeit:

4 Stunden
                     

Anforderungen:

Leichte Wanderung mit nur 100 m Höhenunterschied
Bequeme Wanderschuhe
                                       

Verpflegung:

Im Restaurant oder aus dem Rucksack

                                 

Versicherung:

Sache der Teilnehmer

                                

Bemerkung:

Die Wanderung wird bei jeder Witterung durchgeführt
                         

Anmeldung:

e-mail: gerd_mueller_meilen@compuserve.com
oder per Post. (Siehe Anmeldung)
                          

-- Anmeldeschluss ist der 24. April 2000 Posteingang --

Anreise:

An

Ab

Zürich HB

Geleise 16

08:30

Herzogenbuchsee

Bus

09:40

09:43

Riedtwil

10:04

°

Rückreise:

An

Ab

Subingen

Bus

16:17

Solothurn

Geleise 1

16:31

16:47

Zürich HB

17:54



Kostenbeteiligung

Für Mitglieder *)

                       

Für Nicht-Mitglieder

Mit Halbtaxabonnement

00.00

27.00

Ohne Abonnement

27.00

51.00

Mit Generalabonnement

                   

00.00 

00.00

*) Jahresbeitrag 2000:  CHF 65.00 inkl. Grundgebühr der Dachorganisation

Abmeldung:

Bei dringender Abmeldung am Samstag Tel. 079 356 97 26

                      

Voranzeige:

Samstag, 20. Mai 2000

                      

Hinweis:

In Zusammenarbeit mit dem Firmensportverband wird eine Wanderwoche in Finnisch-Lappland organisiert.  DO. 24. August - SO 3. September 2000.

                         

Ich freue mich auf Deine Anmeldung

Gerd Müller

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